Skandal im Gilg-Keller

 

Geheime Weine !

 

(dl) Da müht man sich Jahrzehnte lang ab. Nimmt Jahr für Jahr die mehr oder weniger beschwerliche Anreise von einer bayerischen Autobauer-Großstadt in ein vermeintlich beschauliches elsässisches Winzerdörfchen in Kauf. Erwirbt Flasche um Flasche, Karton um Karton. Meint schließlich, sie alle zu kennen die edlen Tropfen der Domaine Armand Gilg. Die Sylvaner, die Rieslinge, die Gewurztraminer, die Muscats, die Pinot Gris und Pinot Noirs. Die Crémants sowieso. Sogar einen Pinot Gris Les Tulipes éléve en Barriques, der auf der Gehaltsliste ganz oben steht, hat man schon erworben. Auch die Tatsache, dass einem jahrelang der schwer aussprechliche Auxerrois als Pinot Blanc vorgegaukelt wurde, hat man dem Winzer irgendwie verziehen. Und um die Sammlung an Gilg-Weinen auch ja zu vervollständigen, hat man sich sogar einige Flaschen Edelzwicker in den heimischen Keller gelegt.

Man hat in allen Winkeln des Weingutes verkostet, selbst im Innern eines Stahltanks. Hat unzählige Male den gilg’schen Keller durchschritten. Hat sogar den Crémant im Gestell eigenhändig gerüttelt. Kein Jahrgang gilg’schen Rebensaftes seit 1977, der sich nicht durch unsere Kehlen drängte. Tausende von Flaschen rollten schon über die Autobahn gen Bayern. Man meint, es zu kennen das Portfolio Vino der Domaine Armand Gilg. Man duzt sich durch Generationen. Armand, Jean-Pierre, Thierry, Nelly und all die anderen. Vertrauensbildung nennt man so etwas.

 

Doch dann - Im Mai 2012.

Auf einem Gartentisch im oberbayerischen Buxheim:

Eine Flasche „Klevener de Heiligenstein“ … von der Domaine Armand Gilg. Eine Flasche „Pinot Noir Rosé“ … von der Domaine Armand Gilg. Auf keiner Kellerliste, auf keiner Bestellliste zu finden … aber unzweifelhaft von der Domaine Armand Gilg. Geheime Weine – ein SKANDAL !

Da wurde Vertrauen zerstört …

 

Doch der eigentliche Skandal liegt darin, dass ausgerechnet ein Jüngling, der 1977 noch gar nicht geboren war, ein Nobody, der auf der Weinfestrangliste nur unter fernerliefen zu finden ist, diese bis dato unbekannten Boten gilg’scher Kellerkunst – nur so auf der Durchfahrt – quasi entjungfernd verkosten und auch noch käuflich erwerben durfte.

 

Ja geht’s noch Gilg !